Im letzten Blogartikel habe ich dir eine Übersicht darüber gegeben, was Menschen motiviert, Teil einer Crowd zu werden und eine Kampagne zu unterstützen. Besonders bei den emotionalen UnterstützerInnen geht dabei das Engagement oft über die pure Unterstützung mit Geld hinaus. Das kannst du nutzen, um dein Projekt zusammen mit deiner Crowd weiterzuentwickeln.

Begriffswirrwarr zum Anfang

Crowdsourcing, d.h. die Auslagerung von Aufgaben und Projekten in die Crowd, wird auch außerhalb von Crowdfunding-Kampagnen angewendet und leitet sich vom Begriff des Outsourcing ab. Es taucht gerne zusammen mit Begriffen wie Crowdworking oder Crowdinnovation auf. Wird die Crowd explizit zum Testen von Produkten herangezogen, spricht man auch von Crowdtesting. Wenn dich das Thema interessiert, kannst du diese Begriffe im Netz suchen und dich weiter in das Thema einlesen. Für unseren Kontext ist vor allem wichtig, dass du weißt, dass deine Crowd dich nicht nur mit Geld unterstützen kann. Die folgenden Ausführungen gelten übrigens nicht nur für Projekte, die eine Crowdfunding-Kampagne machen, sondern generell für Projekte oder Unternehmen mit einer Community oder einem Kundenstamm.

Einbinden der Crowd über Kommunikation – Feedback und Kontakte

In Blogartikel Crowdfunding – mehr als nur Geld von der Crowd habe ich 10 Dinge aufgezählt, die du mit Crowdfunding machen kannst. Darunter waren auch die Punkte „Feedback einsammeln“ und „ein Netzwerk aufbauen“. Da eine Crowdfunding-Kampagne vor allem aus Kommunikation zwischen dir und deiner Crowd besteht, kannst du die Community natürlich auch aktiv in die Kampagne einbinden: Nach ihrer Meinung fragen, Umfragen starten, Ideen erbitten, Produktvarianten zur Auswahl stellen, Prototypen testen lassen usw. Für solche Befragungen bieten sich Social-Media-Funktionen wie Facebook-Umfragen oder Instagram-Stories an, aber du kannst natürlich auch einen Blogpost verfassen oder ein Video drehen und darin um die Meinung oder ein Feedback der Crowd bitten. Es gibt auch spezielle Software und Webanwendungen, die dich dabei unterstützen können, Feedback geordnet einzusammeln und auszuwerten. Suchst du gezielt Kontakte, z. B. Partner für die Produktion deines Produktes, potentielle Lieferanten für deinen Unverpackt-Laden, Experten für Permakultur oder anderes, dann kannst du auch hier deine Crowd über die oben genannten Kanäle um Mithilfe bitten.

Die Chance von Offline-Events

Crowdfunding ist ein digitales Tool, und deshalb gehen viele davon aus, dass auch eine Crowdfunding-Kampagne rein digital abläuft. Das mag auf einige Kampagnen tatsächlich zutreffen, aber die meisten Projekte überlegen sich im Vorfeld, ob es auch offline gute Gelegenheiten gibt, mit ihrer Zielgruppe in Kontakt zu kommen. Persönlich lassen sich manche Fragen einfach besser klären – und physische Produkte lassen sich besser testen. Wenn du eine Kampagne planst, überleg also unbedingt, ob während der Laufzeit oder kurz vorher passende Events stattfinden (Messen, Märkte, Kongresse…) auf denen du dich und deine Kampagne vorstellen kannst, oder organisier selbst welche (z. B. Infostände, Verkostungsaktionen, Hofführungen, Vorträge, Themengespräche, Kaffeerunden, ein Startevent). Face to face kannst du noch einfacher mit deinen (potentiellen) UnterstützerInnen sprechen, und sie können sich z. B. deinen Rucksack-Prototypen aufsetzen, das Material deines Produktes fühlen, dein Müsli probieren. Notier dir die Fragen, die dir gestellt werden, beobachte, wie deine künftigen Kunden das Produkt nutzen, frag nach, was sie sich wünschen würden… All das hilft dir, dein Projekt mit der Crowd zusammen weiterzuentwickeln, aber es liefert dir auch Content für deine Kommunikation (du kannst z. B. aus den Fragen, die dir gestellt wurden, ein FAQ oder kleine Erklärvideos erstellen).

Was willst du von deiner Crowd? Klar formulierte Fragen und Bedarfe

Wichtig ist: Wenn du einen Bedarf an Feedback, Kontakten oder Wissen hast, dann formulier ihn eindeutig und klar, damit deine Crowd auch entsprechend reagieren kann und die „richtigen“ Antworten zurückkommen. Lieber: „Ich suche jemanden, der mich beim Anbau von Kürbissen beraten kann und Wissen über Permakultur hat“ als „Hat schon mal jemand von euch Kürbis in seinem Garten angebaut?“ oder „Welche Funktion fehlt euch an unserem Rucksack?“ statt „Wie gefällt euch unser Rucksack?“.

Kürzlich habe ich einen Workshop zum Thema Kreativitätstechniken bei Hannah Schieferle besucht, um zu lernen, wie ich selbst gezielter Ideen entwickeln kann, ganz ohne Team um mich herum (ich habe dazu auch einen Gastartikel auf dem Blog der SMARTphotoschule geschrieben). Auch hier war die richtige Formulierung der Frage bzw. meines Bedarfs der Schlüssel dazu, dass mir die „richtigen“ Ideen in den Sinn kommen (die können trotzdem erstmal verrückt und unrealistisch und viel zu teuer sein). Das hat mir sehr geholfen, und ich habe gemerkt, dass mir das Brainstorming für andere Projekte im Kurs viel leichter gefallen ist, wenn sie genau formuliert haben, für welches Problem sie eine Lösung benötigen. Das gilt natürlich auch für die Ideenfindung in einer Crowdfunding-Kampagne. Probier es am besten einfach mal aus!

Fingerspitzengefühl gefragt: Zwischen Einbinden und Ausnutzen deiner Crowd

Beim Crowdsourcing beteiligt sich die Crowd i. d. R. unentgeltlich an der Weiterentwicklung einer Idee oder der Lösung eines Problems. Auch während einer Crowdfunding-Kampagne werden keine Honorare für das Feedback der Crowd ausgelobt – im Gegenteil. Deshalb besteht natürlich immer die Gefahr, dass sich Unterstützer ausgenutzt oder nicht genügend wertgeschätzt fühlen – und das teilweise auch zu Recht. Wer sich Zeit nimmt, dir eine Feedback-Mail zu schreiben oder dir einen persönlichen Kontakt herstellt, erwartet auf jeden Fall eine Reaktion von dir – einen Dank, einen kurzen Hinweis, wie du mit dem Input weiterarbeitest, vielleicht auch eine namentliche Nennung oder eine andere Form der Anerkennung. Eine Community kann Gold wert sein – deshalb lohnt es sich, ein bisschen Zeit in die kleinen Gesten des Danks und der Anerkennung zu investieren…

Unterstützen ohne Geld

Ein Thema, das mich momentan sehr umtreibt, ist die Unterstützung von Crowdfunding-Kampagnen ohne finanzielle Beteiligung. Ich mache dazu einen separaten Artikel, weil es dabei eher um meine Meinung und meine Gedanken als um tatsächliches „Crowdfunding-Wissen“ geht. Aber mit Crowdsourcing kannst du auf jeden Fall Menschen in die Kampagne einbeziehen, die gerade keine finanziellen Ressourcen haben, dein Projekt mitzufinanzieren, aber dich trotzdem bei der Umsetzung unterstützen wollen.

Was sind deine Erfahrungen?

Egal ob Crowdfunding-Kampagne ohne nicht: Welche Erfahrungen hast du mit dem Thema Crowdsourcing und deiner Community bereits gemacht? Oder bist du selbst Teil einer Crowd und unterstützt ein Projekt mit deinem Wissen? Erzähl mir gerne davon – hier in den Kommentaren oder schreib mir eine Nachricht!