Info: In diesem Blogbeitrag liegt der Schwerpunkt auf dem reward-based-Crowdfunding – was das ist, kannst du in meinem Blogbeitrag „Was ist Crowdfunding?“ lesen.
1. Einen Markttest (proof of concept) machen
Du bist unsicher, ob sich auch andere für deine Idee begeistern? Du willst testen, ob Menschen dein Produkt kaufen und lieber Vorbestellungen einsammeln, als direkt in die Produktion zu gehen? Du willst z.B. eine SoLaWi gründen und prüfen, ob du genug Mitglieder dafür finden kannst? Dann ist Crowdfunding ein super Tool für einen Markttest, weil du hier in direkten Kontakt mit deiner Zielgruppe kommst. Vorausgesetzt, du hast dir im Vorfeld Gedanken darüber gemacht, wer diese Zielgruppe für dich eigentlich ist und wie du sie erreichen kannst! Dieser Aspekt von Crowdfunding ist so wichtig, und er wird zunehmend auch von Banken und FördermittelgeberInnen anerkannt!
2. Produktvarianten und Preissensibilität testen
Dein Produkt gibt es in verschiedenen Ausführungen und du weißt nicht, welche davon bei deinen Kunden am besten ankommt? Dann kannst du das über Crowdfunding testen, indem du verschiedene Varianten als Gegenleistungen anbietest und schaust, welche am häufigsten gekauft wird. Das gilt auch für verschiedene Pakete, also wenn du verschiedene Produkte in Paketen kombinierst. Und für Preisvarianten. Beides kann man als Teil eines Markttests werten, und beides hat auch mit dem nächsten Punkt zu tun:
3. Feedback einsammeln
Mit einer Crowdfunding-Kampagne trittst du in direkten Kontakt zu deiner Zielgruppe – also deinen Fans, KundInnen, potentiellen Mitgliedern, deinem Publikum. Du kannst sie also auch direkt nach ihrer Meinung fragen, sie Dinge ausprobieren lassen, Umfragen machen, ihnen Varianten vorstellen und sie mitentscheiden lassen. Dadurch kannst du zum einen deine Idee mit deiner Crowd zusammen weiterentwickeln, du lernst die Bedürfnissen und Problemen deiner Zielgruppe besser kennen – und manchmal sind auch richtig innovative Ideen dabei, die dein Projekt dann gleich ein ganzes Stück nach vorne katapultieren. Ich will hier aber auch nicht verschweigen, dass du mit einer solchen Bitte um Feedback auch unnütze Vorschläge, negatives Feedback oder entmutigende Kommentare bekommen kannst. Aber auch das gehört dazu.
4. Dich und dein Team testen (proof of person/team)
Crowdfunding ist Kommunikation. Du musst dich und dein Projekt vorstellen, andere davon begeistern, erklären, Kommunikationsinhalte planen und erstellen (wie Blogbeiträge, Pressetexte, Social Media-Posts), Rückfragen beantworten, mit der Presse sprechen… Crowdfunding ist aber auch gute Planung und Vorbereitung (und Projektkalkulation!), und während der kurzen Laufzeit wird es manchmal auch ganz schön stressig. Da wird ziemlich schnell klar, ob dein Projektteam so funktioniert wie gedacht, oder ob du all die Aufgaben alleine schaffst, oder zukünftig Hilfe brauchst. Crowdfunding kann also auch ein Test für dich selber (oder wie es in Businessplänen oft heißt: Die Unternehmerpersönlichkeit) oder dein Team sein.
5. Ein Netzwerk aufbauen
Stell dir vor, dein Projekt hat 100 UnterstützerInnen. Und jede(r) von ihnen hat berufliche und private Kontakte, eigene Netzwerke, Zugang zu Gemeinschaften, MultiplikatorInnen. Da kommt ganz schön was zusammen, mehr, als dir ein Bankberater jemals bieten könnte. Wenn du also für dein Projekt ein Netzwerk benötigst, dann kannst du deine Crowdfunding-Kampagne so planen, dass du hinterher auch eins hast.
6. Marketinginstrumente testen
Crowdfunding ist Kommunikation (hatte ich das bereits erwähnt?). Bevor dein Projekt in die Finanzierungsphase wechselt, machst du dir deshalb Gedanken über deine Zielgruppe und die Kommunikationskanäle – sowohl online als auch offline. Facebook, Events, Mailings, Blogbeiträge, Pressearbeit… – alles ist möglich. Wenn du dir während der Kampagne die Mühe machst, deine Kommunikation zu protokollieren und diese mit den Analysedaten deiner Kampagne zu vergleichen (Besucherzahlen, Quellen, Unterstützerzahlen), dann ergibt sich am Ende ein wichtiges Bild: Du kannst nämlich sehen, welche Kommunikation für dein Projekt am besten funktioniert hat. War es der Infostand auf dem Wochenmarkt? Die Flyeraktion auf der Messe? Oder die Umfrage bei Facebook? Das könnten dann auch für die Zukunft die Kanäle und Inhalte sein, mit denen du am meisten Erfolg haben wirst. Wenn du die Kosten mit dazu in den Blick nimmst, kannst du auch eine Kosten-Nutzen-Auswertung deiner Marketingaktionen machen.
7. Deine Zielgruppe validieren
Wenn du dein Projekt ganz neu startest, dann hast du eine ungefähre Vorstellung davon, wer deine Zielgruppe ist, wer also dein Projekt unterstützen soll. Es empfiehlt sich, hier etwas Zeit und Hirnschmalz zu investieren, weil die Zielgruppe alle weiteren Dinge „mitbestimmt“ (z.B. die Wahl der Plattform, Kommunikationskanäle und –inhalte). Trotzdem kommt es vor, dass Kampagnen plötzlich bemerken, dass die Kampagne von ganz anderen Menschen als gedacht unterstützt wird, oder dass für ein b2b-Produkt plötzlich sehr viele Anfragen von Firmen kommen. Merkst du das früh, kannst du die Kampagnenkommunikation vielleicht noch umstellen. Wenn nicht, hast du für deine nächste Kampagne oder die Gesamtkommunikation deines Projektes einen entscheidenden Hinweis bekommen.
8. Eine Community aufbauen
Die Menschen, die deine Kampagne unterstützen, sind die Supporter der ersten Stunde. Sie haben dir viel Vertrauensvorschuss gegeben, haben dein Projekt beworben, Freunden davon erzählt, vielleicht wertvolles Feedback gegeben, dir mit Kontakten weitergeholfen und fühlen sich vielleicht sogar als Teil deines Projektes. Eine solche Community ist Gold wert und kann sehr treu sein (Stichwort: Stammkunden) – enttäusch sie deshalb nicht. Berichte ihnen nach der Kampagne regelmäßig von den Projektfortschritten und sag Bescheid, wenn es z.B. Probleme bei der Auslieferung der Gegenleistungen gibt.
9. Öffentlichkeit herstellen
Mit einer Crowdfunding-Kampagne stellst du deine Idee, dein Projekt, dein Produkt in die Öffentlichkeit. Du holst es raus aus den sicheren vier Wänden, aus dem engsten Freundeskreis – und du kommunizierst darüber. Dadurch bekommt es Aufmerksamkeit, von Besuchern und Unterstützern, aber natürlich auch von Medien und Multiplikatoren. Das kann dir auch helfen, mit deinem Projekt Gehör in der Politik zu finden – dazu kannst du den Artikel über Crowdfunding und Lobbyarbeit lesen.
10. Geld einsammeln
Du hast gesehen, mit Crowdfunding kann man wirklich mehr machen, als Geld einsammeln. Trotzdem ist der Finanzierungsaspekt nach wie vor für viele Projekte sehr wichtig. Es geht um Vorfinanzierung von Produkten, um Eigenkapitalgenerierung bei GründerInnen, um Teilfinanzierung von Projekten. Wer (reward-based) Crowdfunding aber nur wegen des Geldes in Betracht zieht, und die vorher aufgezählten Seiteneffekte nicht benötigt, der kann meiner Meinung nach mit deutlich weniger Aufwand besser einen Kredit aufnehmen oder sich das Geld im Familien- oder Freundeskreis leihen.
Du überlegst, ob Crowdfunding etwas für deine Projektidee ist?
Dann kannst du jetzt noch den Artikel “Welche Projekte eignen sich für Crowdfunding?” lesen.