Im Zuge meiner Podcast-Einladung haben mich einige Fragen zum Thema Vorbereitung/Planung einer Crowdfunding-Kampagne erreicht – u.a. die, wieviel Zeit man für die Vorbereitung einplanen sollte (Klassiker!). Deshalb dachte ich, ich schreibe euch hier mal ein paar Tipps zusammen. Alle Tools, die ich hier verlinke, empfehle ich übrigens aus Überzeugung – dahinter verbergen sich weder Kooperationen noch Werbung!

Schreib was auf! (Und nutz dafür ein Crowdfunding Canvas)

Meiner Erfahrung nach haben viele KampagnenstarterInnen ihre Idee sehr lange „im Kopf“ und scheuen sich davor, endlich etwas davon auf Papier zu bringen. Der wichtigste Schritt deshalb ist: Schreib es auf! Und am besten nutzt du dafür einen Crowdfunding Canvas – ich arbeite besonders gerne mit dem von der IHK in München und Oberbayern, den meine Freundin Linette vor einigen Jahren erstellt hat. Er enthält alle wichtigen Aspekte einer Crowdfunding-Kampagne und hilfreiche Leitfragen: Zum Projekt, zur Geschichte hinter dem Projekt, deiner Motivation, der benötigten Summe, der Zielgruppe, die du erreichen willst, den Gegenleistungen, den Kommunikationskanälen und zu den Ressourcen, die du oder dein Team für die Kampagne zur Verfügung haben. Hier reicht es, erstmal Stichpunkte zu schreiben

Speziell für Solawis/CSAs/Solidarische Landwirtschaft habe ich ein eigenes Canvas erstellt – du kannst es dir kostenfrei herunterladen.

Du kannst natürlich auch einfach „Crowdfunding Canvas“ in die Suchmaschine deiner Wahl eingeben – es gibt mehrere und auch einige Plattformen bieten sie zum Download an.

Formuliere deine Projektidee und teste sie!

Nach den Stichworten kannst du versuchen, deine Projektidee in einem sehr kurzen Text (fast wie ein „Elevator Pitch“) zusammenzufassen. Hilfreich ist es, dabei die drei Fragen „Why? How? What?“ (Warum? Wie? Was?) nacheinander zu beantworten – und dann den Text anderen zu zeigen. Denn wenn wir uns ein Projekt selber ausdenken oder vielleicht auch eine gewisse Expertise auf einem Gebiet haben, dann fällt es uns oft schwer, das Projekt für andere, Laien und Außenstehende, verständlich herunterzubrechen. Frag also auch völlig unbeteiligte Menschen, ob sie deine Projektidee verstehen und nachvollziehen können und ihnen klar ist, warum du für die Umsetzung die Unterstützung der Crowd brauchst. Und das führt uns gleich zum nächsten Punkt:

Sprich drüber!

Eine Crowdfunding-Idee im Geheimen auszubrüten mag verlockend klingen – niemand kann die Idee klauen, alle sind überrascht, wenn du sie endlich der Welt präsentierst. Leider vergibst du damit eine große Chance:  Denn im Gespräch mit anderen bekommst du wertvolle Tipps. Achte wirklich darauf, dass du dein Projekt vor dem Start in die Finanzierungsphase anderen zeigst, Feedback zu den Texten einholst, fragst, wie die Bilder ankommen, eine kleine Umfrage zu den Gegenleistungen machst. Hier zeigt sich, ob Fachbegriffe unverstanden bleiben, Bilder negative Gefühle auslösen, das Video den Zuschauer ratlos zurücklässt, Gegenleistungen als unfair eingestuft werden. Bei den meisten Plattformen können Texte, Bilder und Videos in der Finanzierungsphase nicht mehr geändert werden – merkst du also zu spät, dass dort Änderungsbedarf besteht, sind dir die Hände gebunden.

Schau dir andere Projekte an und frag sie aus!

Am meisten lernt man über Crowdfunding, wenn man sich andere Projekte anschaut und mit ihnen spricht. Also such auf den Plattformen nach Kampagnen (erfolgreichen und nicht erfolgreichen), die deinem Projekt ähnlich sind, lies die Texte, schau die Videos. Überleg, was dich an den Kampagnen anspricht, was du dir vielleicht abgucken kannst, oder was du garantiert anders machen willst. Und trau dich, ProjektinitiatorInnen anzusprechen. In München haben wir dafür extra ein Meetup gegründet – wo es das nicht gibt, frag einfach nach einem Gespräch. Nach über vier Jahren in der Crowdfunding-Community kann ich sagen, dass die meisten wirklich extrem hilfsbereit sind und Erfahrungen gerne teilen. Eine Alternative sind Interviews (wie hier auf dem Blog) oder auch Podcasts (wie der von Startnext).

Beratung – brauch ich das?

Da ich selbst Crowdfunding-Kampagnen berate, könnte ich jetzt sagen: Auf jeden Fall! Aber das stimmt nicht. Die meisten Kampagnen starten ohne Beratung.

Es gibt im Internet viele Tools, die dir helfen, deine Kampagne selbst zu erarbeiten. Das umfangreichste ist sicherlich die Toolbox vom Crowdfunding Campus mit wirklich ausführlichen Texten und einer tollen Arbeitsblatt- und Checklistensammlung. Sie deckt von der ersten Projektplanung bis zur Analyse alle Aspekte der Kampagnenplanung ab. Gerade wenn du wirklich low budget unterwegs bist, ist das ein Tool, das ich dir sehr empfehlen kann.

Außerdem solltest du checken, welche Beratung dir einzelne Plattformen bieten. Plattformen haben unterschiedliche Provisionsmodelle, aber manchmal versteckt sich hinter einer höheren Provision eine unglaublich umfangreiche Beratung. In den letzten Jahren haben außerdem verschiedene Gründungsberatungen bei Kammern und öffentlichen Institutionen das Thema „Crowdfunding“ in ihr Beratungsportfolio genommen. Diese Erstberatungen sind oft kostenfrei. Such einfach mal, ob es solche Beratungen oder auch Workshops in deiner Nähe gibt.

Wenn du das Gefühl hast, ein Gegenüber bei deiner Kampagnenplanung zu brauchen, das dir Feedback gibt oder dich bei der Erarbeitung deiner Kampagneninhalte unterstützt, dann kann eine Beratung hilfreich sein. Wichtig: Frag immer nach Referenzen und mach dir ein Bild von der Tätigkeit der Person, die dich beraten will. Crowdfunding ist leider gerade ein Modethema, das man sich gerne mit auf die Visitenkarte schreibt…

Wie lange dauert die Kampagnenvorbereitung?

Das ist die wahrscheinlich meistgestellte Frage – und es freut dich sicher zu lesen, wie meine Antwort darauf ist: Es kommt drauf an!

Es kommt drauf an, ob du sechs Wochen Vollzeit an deiner Kampagnenvorbereitung arbeiten kannst oder nur 1-2 Stunden in der Woche. Es kommt drauf an, ob du alles alleine machst, oder ob du dir Hilfe dazuholen kannst (oder ihr ein Team seid). Es kommt drauf an, ob du ein aufwendiges Video drehst oder dich dafür entscheidest, mit einem Handyvideo zu starten. Es kommt drauf an, ob du schon eine große Community hast oder gerade erst startest. Es kommt drauf an, wie groß deine Kampagne werden soll – regional, national, international – und welche Summe du erreichen willst. Es kommt drauf an, was das Ziel deiner Kampagne ist – z. B. Finanzierung, Marketing oder proof of concept. (Dazu habe ich bereits einen Artikel geschrieben!)

Die Liste könnte ich unendlich weiterführen, denn jedes Projekt ist individuell. Und es gibt unterschiedliche Beratungsansätze: Manche sagen, man kann eine Crowdfunding-Kampagne nutzen, um eine Community aufzubauen, andere raten vom Start ab, bevor man nicht eine Summe an x Followern auf Facebook, Insta oder Twitter erreicht hat. Aber: Kampagnen, die tausende Follower auf Instagram hatten, sind gescheitert, einige ohne Community vor dem Start wurden erfolgreich finanziert.

Klingt hilfreich, oder? Gefällt dir „mindestens 6 Wochen“ besser? Das ist die Zahl, die ich meistens nenne, wenn ich gefragt werde. Wenn du in den sechs Wochen einiges an Zeit in die Planung, die Erstellung der Kampagneninhalte, in Feedbackgespräche, Klärung der steuerlichen Einzelheiten, Aufbau einer ersten Community, Gespräche mit Freunden und Familie (wichtigste UnterstützerInnen am Anfang!) und Kontaktaufnahme zu Zeitungen, Netzwerken oder Kooperationspartnern stecken kannst, dann sollte das klappen.

Weiterlesen? Fragen?

Ich habe bereits zu einigen Aspekten von Crowdfunding Artikel geschrieben – am einfachsten ist es, du wählst die Kategorie “Crowdfunding-Wissen” aus und schaust, ob du dort weitere interessante Aspekte für dich entdeckst. Wenn dir etwas fehlt, freue ich mich über eine Nachricht – ich nehme gerne Anregungen für einen nächsten Blogartikel entgegen!