Ingmar Jaschok ist Landwirt, überzeugter Bio-Bauer – und hühnerverrückt. Schon als Kind hat er sein Taschengeld am liebsten für Hühner ausgegeben – heute betreibt er auf dem Bornwiesenhof, den er zusammen mit seinen Eltern und seinem Bruder bewirtschaftet, das zukunftsweisende Hofhuhn-Projekt, das weit über Bruderhahn-Initiativen und (ökologische) Zweitnutzungsrassen hinausgeht: Ingmar hält Rassehühner und züchtet sie auch selbst. Seine Hühner legen weniger Eier als Hochleistungshühner und werden nicht bereits nach einem Jahr geschlachtet, sondern dürfen ihre Legeleistung auf ein Hühnerleben verteilen. Die Hähne werden mit aufgezogen, genießen ihr Leben deutlich länger als ein 30-Tage-Masthähnchen und werden dann ganz normal als Fleisch vermarktet.

Das große Glück für uns ist: Ingmar schreibt, erzählt und podcastet über sein Projekt, teilt sein Wissen, berichtet von Erfolgen und Misserfolgen und nimmt uns mit auf seine Reise zur artgerechtesten Form der Hühnerhaltung. Er ist dabei kritisch und ehrlich, aber immer konstruktiv. Sein Ziel: noch viel mehr Hofhuhn-Projekte anzustoßen, um das System Hühnerhaltung grundsätzlich neu zu denken. Dafür will er sein Projekt jetzt professionalisieren, ein Buch schreiben und zukünftig auch Bruteier abgeben.

Das Hofhuhn-Projekt als 45 Minuten-Podcast

Gestern hat Ingmar die neuste Folge seines Hofhuhn-Podcasts herausgebracht. In 45 Minuten gibt er einen Gesamtüberblick über das Projekt: Warum er es gestartet hat, wie seine ersten Erfahrungen sind, was ihm der Support seiner Community bedeutet und warum er in Hofhuhn-Projekten die Zukunft der Hühnerhaltung sieht. Ich will nicht zu viel vorweg nehmen, es lohnt sich wirklich sehr, alles anzuhören. Die letzten Minuten des Podcasts drehen sich um die Frage “Wie können wir VerbraucherInnen Hofhuhn-Projekte unterstützen?”.

Hofhuhn auf communitysupported

Hofhühner für Hühnermobile!

Ingmar sieht in den Crowdfunding-Projekten für Hühnermobile (über die er auch einen kritischen Artikel auf seinem Blog geschrieben hat), einen idealen Startpunkt für ein Hofhuhn-Projekt. Warum das neu angeschaffte Mobil mit Hybrid- oder Zweitnutzungshühnern füllen, die vermutlich auch nach einem Jahr aussortiert werden (müssen)? Stattdessen bietet ein solches Projekt, das mit dem Support der Gemeinschaft finanziert und gestartet wurde, eine gute Möglichkeit, mit Rassehühnern zu arbeiten, selbst zu brüten, weiterzuzüchten, Eier und Fleisch zu vermarkten.

Hühner für Solawis

Hofhuhn-Projekte eigenen sich auch besonders gut für Solawis, die in die Hühnerhaltung einsteigen wollen. Ingmar hat darüber einen ausführlichen Blogbeitrag geschrieben: “[Ich glaube] [….], dass mein Hofhuhn-Projekt gerade auf Solawis eine große Verbreitung finden kann. Der Wunsch nach Veränderung lebt in jedem Mitglied und auch die generelle Bereitschaft, sich selbst und die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen. Auch engagieren sich oft Menschen, die bereit sind, sich in komplexere Themen hineinzuarbeiten. Hühnerhaltung, die nicht aus der Retorte kommt, braucht eben genau das: tiefergehendes Beschäftigen mit den Tieren, ihrer Zucht und ein solches Hineinarbeiten in die Fütterung, dass man in die Lage versetzt wird, mit dem zu arbeiten, was der Betrieb an Futtermitteln bietet. Solidarische Landwirtschaften haben im Gemüsebau für die Renaissance alter Sorten und Rezepte gesorgt. Ähnlich könnte es auch in der Hühnerhaltung sein.”

Fotos: Ingmar Jaschok

Artikel überarbeitet am 21.8.2020.