Die Motivation, eine Crowdfunding-Kampagne zu unterstützen, kann sehr individuell sein. Trotzdem versuche ich, dir in diesem Artikel einen ersten Überblick darüber zu geben, was deine Crowd dazu bewegen könnte, dich zu unterstützen. Je besser du deine Crowd kennst, je mehr du ihre Motivation verstehst und dir ihre Bedürfnisse bewusst machst, desto besser kannst du sie in deine Crowdfunding-Kampagne einbinden und aus deinem Projekt ein echtes Gemeinschaftsprojekt machen.
Emotionale UnterstützerInnen vs Shopper
Grundsätzlich kannst du deine Unterstützer in zwei Gruppen einordnen: Emotionale UnterstützerInnen sind z. B. family&friends, Menschen, die zu dir oder deinem Projekt eine emotionale Bindung haben, die dein Projekt wichtig und unterstützenswert finden und wollen, dass es realisiert wird. Sie sind nicht so stark an der Gegenleistung interessiert und oftmals bereit, dich mit ihrem Wissen zu unterstützen, Kontakte zu vermitteln oder selbst mit anzupacken – dazu kommen in den nächsten Tagen noch zwei Blogposts zu Crowdsourcing und Crowdengaging! Emotionale Unterstützer hast du vor allem dann, wenn du z. B. eine soziale, ökologische oder lokale Kampagne startest oder dein Projekt ein gesellschaftliches Problem aufgreift.
Für die Shopper ist Crowdfunding eine Art Online-Einkauf mit Eventcharakter. Sie sind vor allem an der Gegenleistung interessiert, wollen vielleicht sogar die ersten sein, die es besitzen (early adopter) und lieben die Spannung, die sich durch ein Crowdfunding-Setting ergibt. Sie sind dadurch gute Multiplikatoren, erzählen gerne Freunden von der Kampagne, sind aber weniger an einem direkten Engagement interessiert.
Motivation durch Gegenleistungen
Werfen wir einen Blick auf die Gegenleistungen, denn bei (fast) allen vier Crowdfunding-Arten bekommen die UnterstützerInnen ja etwas für ihre finanzielle Unterstützung:
Donation-based Crowdfunding: Hier bekommen deine UnterstützerInnen keine oder eine sehr ideelle Gegenleistung, wenn du gemeinnützig bist, auch eine Spendenquittung. Du kannst davon ausgehen, dass die Gegenleistung hier kein Grund für das Engagement ist, es sei denn, jemand kann seine Spende steuerlich geltend machen.
Reward-based Crowdfunding: Hier bekommen deine UnterstützerInnen eine materielle oder ideelle Gegenleistung. Besonders bei Crowdfunding-Kampagnen für Produkte ist die Gegenleistung meist der Grund für die Beteiligung an einer Kampagne; auch exklusive oder stark limitierte Gegenleistungen wie der Zugang zu besonderen Events wirken motivierend.
Lending- und equity based Crowdfunding: Bei diesen beiden Crowdfunding-Arten musst du das von der Crowd geliehene Geld zurückzahlen – inklusive einer Rendite. Das eigene Geld zu vermehren ist für viele UnterstützerInnen (Investoren) sicher der Hauptgrund, Kampagnen zu unterstützen. Aber natürlich sind viele auch daran interessiert, mit ihrem Invest z.B. lokalen Firmen oder Startups zu Geld zu verhelfen oder soziale Unternehmen zu supporten.
Soziale Reputation, Gruppenzugehörigkeit, direkter Kontakt
- Frühe Beteiligung: Crowdfunding ermöglicht, dass sich Menschen früh an einem Projekt beteiligen können, das sie für wichtig halten oder interessiert. Wer selbst keine eigenen Projekte startet, kann darüber like-minded people finden, mit denen er etwas zusammen erarbeiten oder umsetzen will. Zu helfen, gute Ideen „auf die Straße“ zu kriegen, kann sehr motivierend sein!
- Zugehörigkeit zu einer Gruppe: Egal ob man sich direkt engagiert oder „nur“ Geld gibt: Als Unterstützer wird man Teil eines Projektes oder Unternehmens. Das kann für einen persönlich bedeutsam sein, aber natürlich kann man diese Zugehörigkeit auch nach außen kommunizieren und daraus z. B. soziale Reputation schöpfen. Das gilt auch für
- Einbringen als Experte: Wer eine Kampagne durch Wissen unterstützt, kann seinen eigenen Expertenstatus dadurch deutlich machen, die eigene Reputation erhöhen und das eigene Netzwerk vergrößern. Das hört sich erstmal ein bisschen egoistisch an, aber Anerkennung ist ein soziales Bedürfnis und so lange diese Art der Unterstützung nicht einseitig oder penetrant wird, profitieren wir alle vom Wissensaustausch. (Es gibt natürlich auch Menschen, die nur meinen, Experten zu sein. Das kann dann tatsächlich etwas anstrengend werden in der Kommunikation).
- Direkter Kontakt: Was für den Lieblingsmusiker oder die Lieblingsautorin gilt, kann auch auf Crowdfunding-InitiatorInnen zutreffen: Der direkte Kontakt, ein Treffen, eine beantwortete Mail bedeuten einigen Menschen viel. Direkt mit Künstlern, UnternehmerInnen oder ErfinderInnen kommunizieren zu können und ernst genommen zu werden, ist eine nicht zu unterschätzende Motivation. Und ganz ehrlich, wer von uns hat sich nicht schon mal über ein Like eines sehr geschätzten Mitmenschen gefreut?
Warum unterstützt du Kampagnen?
Sicher gibt es noch viel mehr Beweggründe, aus denen heraus Menschen eine Crowdfunding-Kampagne unterstützen. Falls du selbst schon Kampagnen unterstützt hast, kannst du ja mal in dich hineinhorchen und überlegen, was dich damals dazu motiviert hat, auf „unterstützen“ zu klicken. War es die Aussicht auf eine coole Gegenleistung? Hat ein Freund die Kampagne gestartet? War es ein Projekt, das du gerne selbst begonnen hättest? Haben Kollegen dich überzeugt? Schreib mir gerne einen Kommentar wenn du dabei auf etwas stößt, was ich noch nicht aufgezählt habe!
Wenn der Nachbar dabei ist, dann muss ich auch…
Ich habe übrigens auch schon Kampagnen supported, weil ich das Gefühl hatte, dass es von mir erwartet wird. Sozialer Druck, die Bitte um Unterstützung von Freunden, die man nicht ausschlagen kann, oder ein “Ich hab dich noch nicht auf der Unterstützerliste entdeckt!” sind auch Gründe, warum Menschen Kampagnen unterstützen – wenngleich mit nicht so positiven Gefühlen dabei. Das liegt sicher nicht in der Absicht der KampagnenstarterInnen – man ist während so einer Kampagne ja oft auf dem schmalen Grad zwischen freundlichem Errinnerungsdienst und penetranter Nervensäge unterwegs. Aber ich wollte es auf keinen Fall verschweigen, weil es auch ein Aspekt von Crowdfunding ist, mit dem wir uns beschäftigen sollten.